10. Dezember 2023

Der Drache in der japanischen Mythologie

Auch Japan hat seine eigene Art von Drachen. Die japanischen Drachen sind dabei aber in ihrer Darstellung und teils auch von ihrer Bedeutung her stark von den chinesischen Drachen beeinflusst. Wie diese werden sie ohne Flügel und mit einem langen, schlangenähnlichen Leib dargestellt.

Die zwei oder vier Beine japanischer Drachen haben aber im Gegensatz zu den chinesischen Drachen nur drei Zehen. Die Ähnlichkeit zu Schlangen erklärt sich durch die Übernahme von Drachen aus dem indischen Raum, wo diese in alten Sanskrit Texten als Naga (Schlange) bezeichnet werden, was aber im chinesischen als Drache übersetzt wurde.

Japanische Drachen werden immer dem Element Wasser zugeordnet. Außerdem unterscheidet man in Japan zwischen guten, den Menschen wohlgesonnenen, und bösen Drachen. Die bösen Drachen können ähnlich wie europäische Drachen Feuer speien und teilweise Gold „fressen“ (anstatt dieses zu horten).

Trotz ihrer Verbindung mit dem Element Wasser sind japanische Drachen aber in der Lage, sich neben dem Wasser auch auf Land und in der Luft zu bewegen und sich sogar in – meist besonders schöne – Menschen (je nach Drache und Legende ein Mann oder eine Frau) zu verwandeln.

Die japanischen Drachen spielen eine wichtige Rolle in vielen Legenden und Märchen sowie im japanischen Schöpfungsmythos. Zudem ist der japanische Tenno (天皇; Himmlischer Herrscher) oder Kaiser der Nachfahre nicht nur der Göttin Amaterasu (天照), sondern auch der eines Drachen.

Heute sind japanische Drachen vor allem als kulturelle Zeugnisse in Form von Statuen, Decken- und Wandgemälden in Tempeln sowie als populäres Motiv für Tattoos von Bedeutung. Dabei spielen die Ursprünge und die mythologische Bedeutung von japanischen Drachen allerdings in der Regel auch für Japaner nur noch eine untergeordnete Rolle.

 

Das heute gebräuchliche Wort für Drache in der japanischen Sprache ist Ryū (竜). Es leitet sich vom chinesischen Wort Lóng ab. Die historische Bezeichnung für Drachen in der japanischen Sprache ist Tatsu und wird mit dem gleichen Kanji geschrieben wie Ryū, aber in der Regel kaum mehr genutzt.

 

Daneben kann man im Japanischen Drachen aber auch über die aus dem Sanskrit übernommene Bezeichnung als Nagā (ナーガ) bezeichnen. Die aus dem europäischen Kontext übernommenen Drachen, die Feuer speien, übergroßen Echsen ähneln und in der Regel Flügel haben, werden hingegen vom englischen dragon abgeleitet als doragon (ドラゴン) bezeichnet.

 

Als dem Element Wasser zugeordnete mythische Wesen wird Drachen in Japan eine Verbindung mit und Macht über dieses Element zugesprochen. Als Inselstaat ist die Bedeutung von Wasser in Japan noch einmal exponierter, als in anderen Ländern.

 

So ist der Kami oder Meeresgott Watatsumi (海神), der auch Ryujin genannt wird, ein japanischer Drache. Andere Drachen haben als mythische Kreaturen die Aufgabe Gewässer zu schützen oder ähnliches.

 

Interessant ist dabei, dass zwar viele aber bei weitem nicht alle japanischen Drachen gute bzw. dem Menschen wohlgesonnene Wesenheiten sind. Böse Drachen stellen demgegenüber eine echte Bedrohung dar und müssen in den Legenden nicht selten auf die eine oder andere Art besiegt werden.

 

Tätowierungen von japanischen Drachen bedeuten in der japanischen Kultur vor allem Schutz, stehen aber auch für Familie und ein langes Leben. Zudem werden japanische Drachen, die in der Regel dem Menschen freundlich gesonnene und positive Wesen sind, mit Attributen wie Weisheit, Wind und Wasser, Stärke und Kraft für das Gute in Verbindung gebracht.

Japanische Drachen stehen auch heute als Symbole weiter für die ihnen zugeschriebenen Aspekte wie Weisheit, Stärke, Wind und Wasser oder Kraft für das Gute.

Als in der Regel positiv besetzte Wesenheiten (wie schon angesprochen gibt es aber in den Legenden auch in Japan wirklich böse Drachen) zieren sie in Form von Statuen, Wand- und Deckengemälden oder an Giebeln vor allem Tempel, manche Quellen oder Brunnen als Wasserspeier und andere Orte von besonderer Bedeutung.

Drachen sind dabei sowohl im Shinto als auch im Buddhismus vertreten, nehmen aber in Letzterem meist eine besonders wichtige Stellung ein.